Wanderung zum Friesenberghaus

Am 28. 8.12 hatte ich zusammen mit einigen Wanderern die Gelegenheit, auf das Friesenberghaus zu wandern. Die Hütte liegt in den Zillertaler Alpen auf einer Höhe von 2498 m, ca. 700 Höhenmeter oberhalb des Schlegeisspeichers  in nördl. Richtung. Der markierte Weg führt üblicherweise an der Dominikushütte (1805m) vorbei; wegen einer Brückenzerstörung nach einem Unwetter einige Tage zuvor mussten wir ein einen kleinen Umweg machen, ehe wir den markierten Weg 532 erreichten, der schön meist mit großen Granitplatten angelegt ist. Er führt über Almen und Wildbäche im Lappenkar mäßig ansteigend zum Friesenberghaus. In etwa 3 Stunden waren wir bei wirklich gemächlichem Gang auf der Hütte. Von der Terrasse des wuchtigen Steinhauses hat man einen wunderbaren Blick auf den Schlegeisspeicher und die vergletscherten Gipfel  von Hochfeiler, Großem Möseler und Schwarzenstein.

Die Hütte hat eine Geschichte, die es wert ist, nicht vergessen zu werden. Ihre Entstehung hängt eng mit den Auseinandersetzungen über den Antisemitismus im Deutschen  und Österreichischen Alpenverein zusammen. 1921 wurde in der Sektion Austria ein „Arierparagraph“ eingeführt, der jüdische Bergsteiger ausschloss. Jüdischen Bergsteigern wurde auf vielen Hütten daraufhin der Eintritt verwehrt. Diese gründeten in der Folge in Österreich die Sektion Donauland, die zusammen mit dem ebenfalls neuen Verein „Deutscher Alpenverein Berlin“ das Friesenberghaus planten, 1929 erbauten und 1932 eröffneten. Es war eine äußerst feine „Hütte“ mit Zirbenholztäfelung in der Stube, die noch erhalten ist, die einzelnen Zimmer hatten damals schon kaltes und warmes Fließwasser. 1934 verboten die Nationalsozialisten  den Berliner Verein und 1938 nach dem Anschluss  auch den Verein Donauland. Das Friesenberghaus wurde beschlagnahmt und diente der Wehrmacht  als Ausbildungszentrum. Nach dem Krieg war es völlig ausgeplündert, erst 1968 wurde es der Sektion Berlin des DAV übertragen. 2003 erfolgte eine grundlegende Sanierung und Erweiterung und die Ernennung zu einer „Begegnungsstätte gegen Hass und Intoleranz“. Eine Gedenktafel und ein Gedenkstein erinnern daran.

Schlegeisspeicher

Friesenberghaus

Friesenberghaus mit Hochfeiler (3509)

Peterköpfl (2679)

Wir machten hier auf der sonnigen Terrasse unsere Mittagsrast. Mit ein paar von unserer Gruppe stiegen wir dann noch auf das Peterköpfl (2679 m). Auf dem flachen Gipfel finden sich hunderte Steinmännchen- so etwas soll man sonst nur in Tibet finden. Auch wir bauten unser Steinmännchen, ehe wir uns wieder an den Abstieg machten.

Eine Geschichte aus den 20-iger Jahren des vorigen Jahrhunderts soll hier nicht unerwähnt bleiben, zeigt sie doch die starke antisemitische Stimmung jener Zeit in diesem Gebiet. Im September 1928 unternahmen der Vater Morduch ( ein jüdischer Dentist aus Riga)und sein Sohn Philipp Halsman in diesem Gebiet ausgedehnte Wanderungen. Philipp fand seinen Vater tot am Ufer des Zamser Baches. Was zunächst als Unfall aussah, stellte sich als Mord heraus, er war erschlagen worden. Der Sohn galt sofort als Hauptverdächtiger, obwohl er immer seine Unschuld beteuerte. Andere Spuren wurden nicht verfolgt. Philipp Halsman wurde in Innsbruck in einem Indizienprozess zu 10 Jahren Kerker verurteilt, in einem Berufungsverfahren die Haft auf vier Jahre revidiert und schließlich  vom öst. Bundespräsidenten 1930 begnadigt und des Landes verwiesen. Eingesetzt hatten sich für ihn unter anderen Albert Einstein, Thomas Mann und Sigmund Freud. Er wanderte nach Frankreich aus, dort wurde er rasch ein bekannter Mode-und Porträtphotograph. Nach der Besetzung durch die Deutschen gelang ihm die Emigration in die USA erst auf Fürsprache von Albert Einstein. Aufgrund seiner hervorragenden Fotos bekam er bereits ein Jahr später eine fixe Anstellung beim weltbekannten Life-Magazin. Besonders bekannt wurde er durch seine sogenannten „Jump Pictures“. 1979 starb er in New York. Der Autor Martin Pollack hat 2002 diese Geschichte in seinem Buch „Anklage Vatermord“ dokumentiert. 2006 wurden unter anderen in Kremsmünster und Linz Teile des Films „Jump“ über das Leben von Philipp Halsmans gedreht. In der Hauptrolle verkörpert ihn Ben Silverstone.

Erst bei Kenntnis der  Geschichte war die Wanderung ein doppelter Gewinn, daher nochmals ein Danke dem Wanderführer.

Quellen:  Kompass Wanderkarte, Zillertaler Alpen, persönl. Mitteilung von Wanderführer und Naturparkleiter M. Danninger, http://de.wikipedia.org/wiki/Friesenberghaus http://www.sueddeutsche.de/reise/friesenberghaus-im-zillertal, http://en.wikipedia.org/wiki/Philippe_Halsman