Vom 18.-23. Sept.2011 wohnte ich in einer der reichsten Gemeinden Deutschlands. Während meine Tochter G. einen Kurs beim Softwarehersteller SAP in Walldorf besuchte, hatte ich reichlich Zeit, die Stadt und die nähere Umgebung kennenzulernen.
Walldorf liegt im Bundesland Baden-Württemberg, ca. 12 km südl. von Heidelberg im Regierungsbezirk Karlsruhe. Momentan zählt es 14 800 Einwohner. Erstmals urkundlich erwähnt wurde es bereits 770. Unter Kämpfen und Plünderungen während der deutschen Bauernkriege und im Dreißigjährigen Krieg hatte der Ort viel zu leiden; den Ort völlig zerstört und die Bewohner vertrieben hatten die Franzosen im pfälzischen Erbfolgekrieg von 1689. Erst Jahre später baute man Walldorf wieder auf. Der Aufschwung kam langsam im 19. Jht. mit dem Bau der Rheintalbahn, bis dahin war Walldorf ein Bauerndorf, wo vorwiegend Hopfen, Tabak und Spargel angebaut wurde, letzterer wird auch heute noch von den Bauern gepflanzt und meist direkt vermarktet. 1901 wurde Walldorf zur Stadt erhoben. Nach dem 2. Weltkrieg siedelten über 1000 Heimatvertriebene hier, in den 50 ger Jahren ließen sich in einem großem Industriegebiet über 70 Betriebe nieder, darunter 1957 die Heidelberger Druckmaschinen AG (heute mit 6500 Mitarbeitern die weltweit größte Druckmaschinenfabrikation).
1972 gründeten fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter SAP (Systemanalyse und Programmentwicklung). der Firmensitz war anfänglich in Weinheim, 1977 erfolgte seine Verlegung nach Walldorf. Heute steht SAP für Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung. 53 000 Mitarbeiter betreuen heute weltweit in 50 Ländern über 172 000 Kunden. Die Konzernzentrale und ein riesiges Schulungszentrum finden sich in Walldorf. SAP ist der größte Arbeitgeber der Stadt.
Walldorf besitzt jedenfalls mehr Arbeitsplätze als Einwohner, über das ganze Stadtgebiet sieht man Baukräne verteilt, ein Zeichen von reger Bautätigkeit. Dank der vielen Firmen mit den wichtigsten Branchen wie Informationstechnologie (SAP), Druckindustrie (HDM), Einrichtungssektor (IKEA), Baugewerbe und Musikbedarf zählt Walldorf heute zu den reichsten Gemeinden Deutschlands.
Walldorf bietet noch anderes Interessantes. z. B. Johann Jacob Astor (1762-1848), arm geboren in Walldorf,emigrierte er schon als Jugendlicher nach Amerika, verdiente viel Geld mit Pelzhandel und Immobilien. Er war der erste Multimillionär, auf ihn gehen sogar einige Städtenamen in den USA (Astoria in Oregon), oder die Waldorf-Astoria Hotels zurück.
1906 wurde in Stuttgart die Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik Emil Molt gegründet. Namensgeber der Fabrik war Johann Jacob Astor. Die Zigarettenmarke Astor trägt heute noch sein Porträt. 1919 gründet dieser Emil Molt mit Rudolf Steiner in Stuttgart die 1. Waldorfschule als Betriebsschule für die Kinder der Arbeiter und Angestellten der Zigarettenfabrik. Heute gibt es weltweit in 60 Ländern 950 sogenannte Waldorfschulen, davon 12 in Österreich.
Besuchen sollte man in Walldorf die ev. Kirche. Erbaut wurde sie um 1860 im neugotischen Stil als dreischiffige Hallenkirche. Das Altarbild ist sehenswert und zeigt Christus am Kreuz. Für einen Gag halte ich, dass die Kirchturmspitze nachts mit wechselnden Farben bestrahlt wird.
Unweit daneben steht die kath. Kirche: um 1790 im spätbarocken Stil erbaut und 1961 im modernen Stil erweitert (mir scheint der Umbau aber nicht gut geglückt).
Das Astorhaus: erbaut 1854 nach der testamentarischen 50 000 Dollarspende von J. J. Astor in schlichter Backsteinbauweise, diente es bis zum 2. Weltkrieg als Armen-und Waisenhaus, heute als Schülerhort und Museum.
Das Stadtzentrum bietet eine kurze Fußgängerzone mit netten Geschäften und mehreren urigen Gaststätten mit vorzüglicher Küche. Aufgefallen sind mir dabei die vielen Biersorten; offensichtlich gibt es in der Gegend viele, gute Kleinbrauereien. Es war gar nicht so einfach für mich, mich da „durch zu kosten“
Quellen: www.sap.com, www.walldorf.de, www.de.wikipedia.com
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