Sulden (1900 m) ist ein kleines Dorf mit ca. 400 Einwohnern und gehört zur Gemeinde Stilfs. Es wird überragt von den Bergen der Ortlergruppe. Hierzu gehören der Ortler, die Königsspitze, die Hintere Schöntaufspitze und der Monte Zebru. Das Dorf erreicht man über eine schmale Bergstraße. Die Anfahrt führt über Prad an der Stilfserjochstraße (SS38), ab Gomagoi li. weg die stark kurvenreiche, enge Straße hinauf nach Sulden. Ich glaube, es ist für jeden Busfahrer ein Glanzstück, seinen Bus unbeschadet hinauf und dann auch wieder hinunter zu bringen. Alle Achtung!
Früher wurde hier Eisenerz abgebaut, heute ist der Tourismus sowohl im Sommer als auch im Winter Suldens Haupterwerbszweig. In letzter Zeit ist Sulden durch den Extrembergsteiger Reinhold Messner ganz bekannt; auf der Hochalm leben seine Yaks aus Tibet, im Dorf findet sich das Restaurant „Yak und Yeti“, auch sein kleines Museum (Messner Mountain Museum Ortles) ist zu besuchen.
Der Ortler mit 3905 m ist der höchste Gipfel in den Ostalpen. Heute wird er von praktisch allen Richtungen von den Bergsteigern bestiegen. Im Juli 2004 stieg anläßlich der 200-Jahrfeiern der Erstbesteigung Reinhold Messner mit 2 Kollegen den Weg der Erstbesteiger nach. 1804 beauftragte Kaiser Franz den Salzburger Botaniker Johannes Gebhart mit dem Projekt „Ortlerbesteigung“. Mehrere Versuche von Gebhart und seinen Führern schlugen fehl und er wollte schon aufgeben. Am 26. 9. 1804 startete ein letzter Versuch mit dem Gamsjäger (Wilderer) Josef Pichler aus dem Passeiertal („Pseirer Josele“) und 2 Kameraden aus dem Zillertal. Sie stiegen von Trafoi auf den Ortler auf, das Wetter war schlecht und am Gipfel waren sie nur kurz. Im nachhinein wurde der Gipfelsieg angezweifelt, es gab keine Beweise oder schriftl. Aufzeichnungen (die Erstbesteiger waren Analphabeten), sodass 1805 Gebhart neuerlich eine Expedition zum Gipfel schickte, welche am Gipfel eine bis ins Tal gut sichtbare Fahne hisste, bzw. ein Gipfelfeuer entzündete. Dies waren dann genügend Beweise.
Nach dem Bericht von Reinhard Messner, der dem auf alten Skizzen eingetragenem Weg der Erstbesteiger folgte, wäre der Weg komplex, schwierig und im oberen Teil vor 200 Jahren nicht machbar aufgrund von senkrechten Eiswänden, brüchigem Fels mit Stein-u. Eisschlag, also muß die Route etwas anders verlaufen sein. Der Erstbesteiger war übrigens 3x auf dem Gipfel, das letzte mal im Alter von 70 Jahren!!
Beim letzten Parkplatz vor dem Talschluss stiegen wir aus dem Bus und wanderten auf mäßig steilem Pfad bergwärts, vor uns die herrliche Bergwelt mit den oben sichtbaren Gletschern, zur rechten Hand die Seilbahn und unten den kl. Fluß. Einige wenige, die gut „bei Fuß (und Luft)“ waren, erreichten die ersten Schneefelder bei der Seilbahn-Mittelstation (~ 2400 m). Dort machten wir dann kehrt und stiegen auf einer etwas anderen Route wieder ins Tal.
Es war schon ein sehr eigenartiges Gefühl für mich, nach genau 45 Jahren wieder an dem Ort zu stehen, wo ich damals noch als Gymnasiast schon einmal in einer Seilschaft auf den Ortler aufgebrochen war. Wir hatten in der Payer Hütte übernachtet und tags darauf auch wirklich den Gipfel erreicht, leider war das Wetter damals eher schlecht, viel Nebel und eisiger Wind, sodass wir oben lediglich ein paar Fotos machten, uns die Hände schüttelten und dann begann auch schon wieder der Abstieg. Diesmal hatten wir einen herrl. Sommertag, nur schauten wir nicht von oben ins Tal, sondern von unten hinauf auf die Gipfel, aber es liegt auch mehr als ein halbes Leben dazwischen.
Wieder unten angekommen, erwartete uns schon der Bus, der uns wieder zurück ins Hotel brachte. Ein schöner Tag ging somit zu Ende.
Quellen: www.suedtirolerland.it, www.bergsteigen.at/de/bericht,
Eine Antwort auf „Sulden, am Fuße des Ortler (18.07.10)“
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