
03/11/10,08:35, Elsevier
Melanomepidemie in Island: Sind Solarien mitverantwortlich?
Auf Island haben seit den 1980er Jahren sowohl die Melanominzidenz als auch die Nutzung von Solarien zugenommen. Epidemiologen des Centre International de Recherche sur le Cancer in Lyon (Frankreich) brachten nun beides in einen Zusammenhang. Mittels Joinpoint-Analyse berechneten sie die jährlichen Änderungen der Melanominzidenz (EAPC; estimated annual percent change) und identifizierten so die Zeiträume mit statistisch signifikanter EAPC.
Bei den isländischen Männern stieg die Inzidenz zwischen 1954 und 2006 am stärksten, und zwar für Melanome des Körperstammes. Die entsprechende EAPC betrug 4,6% (95%-Konfidenzintervall [KI] 3,2-6,0). Bei den Isländerinnen stieg die Inzidenz für Melanome des Körperstammes vor 1995 nur langsam. Danach folgte ein signifikant steilerer Inzidenzanstieg, der bei Frauen unter 50 Jahren besonders deutlich war. Dieser Anstieg zwischen 1995 und 2002 mit einer EAPC von 20,4% (95%-KI 9,3-32,8) ähnelte einer Epidemiekurve. 2002 war die Melanominzidenz der Frauen am Körperstamm höher als an den unteren Extremitäten.
Nach 1985 wurden Solarien auf Island vor allem von jungen Frauen vermehrt genutzt: Im Jahr 2000 doppelt so oft wie in Schweden und dreimal so oft wie in Großbritannien. Daraus leiteten die Epidemiologen die Vermutung ab, dass die hohe Nutzung der Solarien zum steilen Anstieg der Melanominzidenz auf Island beigetragen hat. Andere Experten stellten den Zusammenhang in Frage.
(Quelle: Héry C, Tryggvadóttir L, Sigurdsson T et al. A melanoma epidemic in Iceland: possible influence of sunbed use. Am J Epidemiol 2010;172:762-7. Berwick M. Invited commentary: a sunbed epidemic? Am J Epidemiol 2010;172:768-70 )
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