Kugelsteine (Orbiculite) im unteren Mühlviertel

Am 5. 11.10, einem wunderschönen Herbsttag machte ich mit meinem Freund J. N. eine Wanderung nach Pabneukirchen. Der Weg  ist ein sogenannter „Klassiker“ unserer Bad Kreuzner Wanderwege, der entlang des Schurzmühlbaches, vorbei am alten Kraftwerk leicht ansteigend dann weiter dem romantischen Bachlauf folgend zur Hammerschmiede führt. Von dort sind es nur mehr ca. 1 km bis zum neuen Pabneukirchner Fußballstadium, das übrigens sehr schön angelegt ist; es bleibt zu wünschen, dass die Pabneukirchner Kicker dort auch groß aufspielen.

Wir wendeten dort und nahmen den Rückweg über die Jausenstation Asanger. Hier bietet sich ein wunderbarer Ausblick über das Tal und die Mühlviertler Hügellandschaft mit den Bergkuppen und Einzelgehöften ringsum. Außer dem wunderbaren Ausblick und der bestens geführten Jausenstation bietet der Bauernhof noch eine ganz besondere Rarität,  von der nur die wenigsten Kenntnis haben oder nehmen.

Es gibt hier eine Fundstelle von sogen. Orbiculiten (Kugelsteine). Lt. Literatur gehören Kugelsteine  zum Exotischten, was die Geologie zu bieten hat. Es handelt sich um kristalline, magmatische Gesteine von rundlich bis ovaler Form und einer Größe von  2-10-20 cm Durchmesser, vereinzelt auch bis 40 cm. Die „Kugeln“ habe einen regelmäßigen Aufbau mit Kern und Schale, eingebettet in eine Grundmasse (Matrix). Da die Gesteine granitisch sind, werden sie pauschal als Kugelgranite bezeichnet. Ihre Entstehung wird auch in Fachkreisen nicht einheitlich diskutiert. Die Kristallisation erfolgt in der Regel von innen nach außen. Verschieden schnelle Abkühlung des flüssigen Gesteins führt zu unterschiedlich schneller Auskristallisierung und Abscheidung der Minerale am wachsenden Kristall.

Kugelsteine sind sehr selten und ein solcher Fund ist mit einem Lotto-6 er zu vergleichen. Am häufigsten werden sie in Skandinavien (Finnland) gefunden, aber auch in Norddeutschland. Die Fundstelle beim Asanger zeigt in einer für Österreich einzigartigen Ausbildungsform den Orbiculit, er sitzt in Form eines Lagergangs im Weinsberger Granit (Dr Otto Thiele 1987).  1960 wurde er bei einer Wegausschiebung knapp unterhalb des Anwesens freigelegt. Natürlich wurde er vom Grundeigentümer nicht als solcher erkannt. Eher zufällig entdeckt und identifiziert wurde dieser Gesteinsblock 1962 vom Geologen Dr. Otto Thiele von der geolog. Bundesanstalt in Wien, der auch die wissenschaftl. Untersuchungen durchführte und 1967 veröffentlichte.

Etwa 300 Kugelsteine wurden bisher entnommen und an Museen, Sammler und Privatpersonen übergeben. Die Fundstelle ist noch nicht erschöpft, darf aber nicht mehr ausgebeutet werden. Eine Reihe prachtvoller Kugelsteine können bei der Jausenstation besichtigt werden. Seit kurzem gibt es in unserem Gebiet eine weitere Fundstelle: 2006 meldeten die OÖ Geo-Nachrichten einen Orbiculitfund auch bei Münzbach.

Nach einer kurzen Besichtigung der ausgestellten Stücke, der Fundstelle und einigen Fotos verabschiedeten wir uns von der Besitzerin und wanderten wieder Richtung Schurzmühle und zurück nach B.K. mit dem angenehmen Bewusstsein, wieder ein kurioses Detail unserer nächsten Heimat kennengelernt zu haben.

Quellen: Dr. O.Thiele, geol. Karte d. Republik Österreich, Erläuterungen zu Blatt 34 Perg, geolog. Bundesanstalt 1987;

Peter Arthofer, Christian Kofler: Orbiculit Vorkommen bei Münzbach, OÖ Geo-Nachrichten Jg. 21 (2006);            www.geologie.ac.at; www.kristallin.de

Fundstelle
Orbiculitobjekt

 

 

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