Helsinki, ein lohnendes Reiseziel

Während des Besuches bei unserer Tochter in Finnland waren Besuche  der Hauptstadt natürlich Pflicht. Wir kamen nach Helsinki sowohl mit dem Zug und dem Bus (von Turcu), mit dem Flugzeug von Turcu und Wien und mit dem Fährschiff von Tallin. Auf all diesen Routen bietet die Stadt ein verschiedenes aber durchwegs interessantes Bild. Geographisch liegt sie übrigens am selben Breitengrad wie der Südteil Alaskas oder die Südspitze von Grönland. Im Süden des Landes, an der Küste des finnischen Meerbusens gelegen, gegenüber der estnischen Hauptstadt Tallin (~80 km), ist Helsinki mit seinen ca. 590 000 EW. die größte Stadt Finnlands und seit 1812 auch Hauptstadt des Landes (vorher Turcu).  Gut 6% der Bewohner sind schwedischsprachig und offiziell ist sie zweisprachig.

Die Stadt hieß damals Helsingfors und wurde 1550 auf Befehl des schwedischen Königs Gustav I.Wasa gegründet als Konkurrenzhafen zur Hansestadt Reval (heute Tallin). Die Gegend um das heutige Helsinki war bereits seit dem 12. Jht. in schwedischem Besitz, auch die Bevölkerung bestand großteils aus eingewanderten Schweden. 1561 eroberten die Schweden auch Talinn und nützten seinen Hafen, dadurch sank die Bedeutung Helsinkis wieder. Im Großen Nordischen Krieg von 1700-1718, in dem es um die Vormachtstellung im Ostseeraum ging und der endgültig das Ende für Schweden als Großmacht besiegelte, litt auch Helsinki sehr. Pestepidemien, Brände und Verwüstungen  durch vorübergehende russ. Besatzung kamen über die Stadt. In der Folge bauten die Schweden 1748 vor der Küste Helsinkis die Seefestung Sveaborg (Suomenlinna) auf mehreren Inseln vor der Küste. Diese Anlage muß man unbedingt besichtigen! 1808 wird Helsinki während des Russisch-Schwedischen Krieges von den Russen erobert und neuerlich komplett niedergebrannt.

Als Folge des verlorenen Krieges mußte 1809 Schweden ganz Finnland an Russland abtreten und es wurde das Großfürstentum Finnland unter russ. Herrschaft gegründet. Die Hauptstadt war anfangs noch Turcu, wurde aber bereits 1812 vom Zaren Alexander I. wegen der geringeren Entfernung zu Sankt Petersburg nach Helsinki verlegt. Damals war die Stadt unbedeutend mit etwa  4000 Einwohner. Dem deutschen Architekten Carl Ludwig Engel gelang es, die durch den Brand zerstörte Stadt, als repräsentative Hauptstadt wieder aufzubauen. So entstanden die vielen an sich sehr schönen klassizistischen Bauten im Zentrum. Am 6. Dez. 1917 (heute noch Nationalfeiertag) endete die russ. Herrschaft und das Land wurde unabhängig. 1918 besetzten im Finnischen Bürgerkrieg Rote Garden Helsinki, erst mit Hilfe deutscher Truppen wurde die Stadt durch Weiße Garden zurückerobert. Im 2. Weltkrieg bombardierte die Rote Armee Helsinki mehrmals, im Vergleich zu anderen europäischen Städten blieben die Schäden aber relativ gering. 1940 sollten in Helsinki die olympischen Sommerspiele abgehalten werden, das Olympiastadion war bereits  errichtet, die Spiele fanden aber wegen des Krieges nicht statt, als Ersatz bekam Helsinki die Olymp. Sommerspiele 1952.

Anflug auf Helsinki

Einen Städtetrip in die finn. Metropole wird keiner bereuen. Helsinki hat viele Sehenswürdigkeiten. Besucht haben wir  viele, z.B. Suurkikko, den weißen Dom. Heute ist er evangel. Bischofskirche. Erbaut zwischen 1830 und 1852 nach Plänen von Carl Ludwig Engel im klassizistischen Stil ist er heute das bekannteste Wahrzeichen der Stadt. Der Dom ruht auf steinernem Fundament, gegen den Senatsplatz zu  führt eine monumentale Treppe zu ihm hinauf. Über dem Grundriss eines griech. Kreuzes erhebt sich der Bau als Kreuzkuppelkirche. Der äußere Eindruck wird dominiert durch die zentrale Kuppel und die Giebeldreiecke, ruhend auf korinthischen Säulen, vier kleinere Ecktürme und die Statuen der 12 Apostel. Der Innenraum ist ganz Schlicht und in Weiß gehalten mit dem Altar an der Ostseite, an den Ecken des Kirchenraumes stehen große Statuen der Reformatoren Martin Luther, Philipp Melanchthon und Mikael  Agricola, an der 4. Ecke befindet sich die Kanzel mit goldenem Baldachin. Vom  Vorplatz hat man einen wunderbaren Ausblick Richtung Süden auf den Hafen  und das Meer mit den vorgelagerten Inseln.

Weißer Dom
Inneres des Doms

Beim Blick nach re. sieht man in etwa 1 km Entfernung  die Uspenski Kathedrale mit ihren roten Backsteinziegeln und vergoldeten Zwiebeltürmen. Sie ist Sitz des orthodoxen Bischofs und die größte orthodoxe Kirche in ganz Skandinavien und im westl. Europa. Sie ist im russ. byzanthinischen Stil erbaut und 1868 geweiht worden. Sie thront majestätisch auf einem Felsen weithin sichtbar mit ihren vergoldeten Spitzen der 13 Kuppeln. Der für uns auf´s massivste überladene Innenraum (-zig Ikonen, Lampen und Luster..) wird von 4 massiven Granitsäulen beherrscht, die die Hauptkuppel tragen.

Inneres der Kathedrale

Eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Helsinkis, die Felsenkirche, befindet sich einige Straßenbahnhaltestellen nordwestl. des weißen Doms in der Lutherinkatu (Lutherstraße). Sie wurde von 2 finn. Architekten  im Stil der Moderne geplant und 1969 fertiggestellt. Von außen ist sie ein völlig unscheinbarer Bau und hat eher Ähnlichkeit mit einem UFO als mit einer Kirche. Sie ist gänzlich in den Granitfelsen hineingebaut. 180 schlichte Fenster in der Kuppel aus Kupfer lassen Tageslicht ins Innere. Die 5-8 m hohen Wände bestehen aus unbehauenem Fels. Die Kuppelspitze ist bloß 13 m hoch. Innen fehlt jedweder Zierat und Schmuck. Sie wird als evang. Kirche genutzt, ansonsten finden regelmäßig Musikdarbietungen statt. Die Akustik ist hervorragend, auch während unseres Besuches spielte gerade jemand am Flügel. 500 000 Besucher zählt die Kirche jährlich (man zahlt keinen Eintritt!).

Felsenkirche Eingang
Inneres der Felsenkirche

Vieles Sehenswertes fanden wir sonst noch bei unsern Aufenthalten in der Stadt (Regierungsgebäude, Hafen, Markthalle, .. über die Seefestung Suomenlinna  gibt es schon einen blog-Eintrag). Die Stadt wird uns in guter Erinnerung bleiben.

Quellen: http://reise.germanblogs.de/archive/2011/03/17, http://de.wikipedia.org/wiki/Helsinki, http://de.wikipedia.org/wiki/Dom_von_Helsinki, http://de.wikipedia.org/wiki/Uspenski-Kathedrale, http://de.wikipedia.org/wiki/Temppeliaukio-Kirche