Glurns, die zweitkleinste Stadt der Alpen

Glurns, Tauferer Tor

  Glurns hat etwa 885 Einwohner und ist somit eine der kleinsten Städte der Alpen (Rattenberg in Nordtirol ist die kleinste). Bei herrl. Sommerwetter konnten wir sie im Rahmen unserer Südtirolfahrt besichtigen. Glurns ist eine von acht Städten in Südtirol und die einzige im Vinschgau.

  Die Stadt liegt am Knotenpunkt von 3 Alpenpässen: dem Reschenpass nach Nordtirol, dem Ofenpass ins Schweizer Engadin und dem Stilfserjocg. Das Schöne an der Stadt sind die vollständig erhaltenen Stadtmauern, die sie in eine Inner-und Außerstadt trennen.

  Kurz die Geschichte der Stadt:

  Zur Römerzeit verlief die Via Claudia Augusta hier und kreuzte mit dem Handelsweg in die Schweiz. 1163 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. 1227 wurde der Ort selbstständige Pfarre, war dem Bischof von Chur unterstellt. 1291 bekam Glurns das Marktrecht und wurde dadurch rasch bekannt und reich. Die Landesfürsten von Tirol förderten die Ansiedlung an der Grenze zur Schweiz sehr intensiv z.B. durch 10-jährige Steuerbefreiung (sollte man heute auch in unseren strukturschwachen Gebieten machen – unsere Politiker sollten halt mehr Geschichtsbücher lesen!). Entsprechend dem Niederlagsrecht waren durchreisende Händler verpflichtet, ihre Waren umzupacken und anzubieten (wäre vielleicht auch für heutzutage ein Model). Gehandelt wurde hauptsächlich mit Salz aus Hall und Südfrüchten, Wein und Gewürze aus Oberitalien.

  1233 wurde Glurns Gerichtssitz und war zuständig für den gesamten Vinschgau. 1499 wurde ein kaiserliches Heer nahe Glurns vernichtend geschlagen und die Stadt anschließend geplündert, niedergebrannt und an der Bevölkerung ein Massaker veranstaltet. Im Zuge des Wiederaufbaues wurden die noch heute bestehenden Stadtmauern und Türme errichtet und bis 1580 fertiggestellt. 1528 verlieh der spätere Kaiser Ferdinand I. das Stadtwappen.

Es folgte der wirtschaftl. Niedergang der Stadt, da sich die Handelsrouten änderten (der Brenner wurde passierbar). Während des Dreißigjährigen Krieges wurde auch Glurns von Söldnertruppen heimgesucht und durch sie der Flecktyphus eingeschleppt. Großbrände wüteten 1664 und 1732, wo an die 90 Häuser niederbrannten. Auch unter Hochwässer der Etsch hatte die Stadt wiederholt zu leiden, am schlimmsten war die Überschwemmung 1855 (am östl. Stadttor ist die Hochwassermarke zu sehen). Während der Napoleonischen Kriege  drangen 1799 französische Truppen in die unbewachte Stadt, plünderten, zerstörten und massakrierten die Bewohner.

  Im 19.Jht. war aus der ehemaligen Handelsstadt eine verarmte Kleinstadt mit vorwiegend Kleinbauern geworden, die ihre Einwohner nicht mehr ernähren konnte. Die Leute fristeten ihr Leben großteils als Karrner (Wanderhändler), unzählige Kinder mußten als Schwabenkinder jeweils im Frühjahr in die Schweiz oder nach Deutschland, um dort für geringe Entlohnung zu arbeiten. Der Erste Weltkrieg beendete dies.

  Nach dem ersten Weltkrieg kam Glurns mit Südtirol zu Italien, wirtschaftl. änderte sich dadurch aber nichts, erst seit den 70-ger Jahren begann die Revitalisierung der Stadt und der einsetzende Fremdenverkehr bringt wieder mehr Wohlstand.

Sehenswertes:

 Die vollständig erhaltene Stadtmauer mit den 2 Tortürmen (das Tauferer Tor im Westen und das Malser Stadttor im Osten). Innerhalb gibt es wirklich malerische Gäßchen und ein kleiner Stadtplatz, umgeben von schön herausgeputzten alten Bürgerhäusern. Am Platz wurde gerade Markt gehalten und Produkte der Umgebung angeboten. Auch Tanz und Musik wurde geboten.

  Wenige Meter außerhalb der Stadtmauer am Tauferer Tor steht die kath. Kirche St. Pankratius, ein spätgotischer Bau (1481 erbaut) mit barockem Zwiebelturm. Ein Fresko, 1496 datiert, zeigt das Jüngste Gericht.

  Nach einem ausgiebigen Rundgang durch durch die malerische Altstadt und einer kleinen Erfrischung nimmt uns der Bus wieder auf.

Quelle: teilw. Wikipedia

 

am Stadtplatz

Stadtmauer
unser Reiseleiter
Laubengasse

Kirche St. Pankratius
Fresko vom Jüngsten Gericht