Mit seinen 320 000 Einwohnern ist Mannheim heute die zweitgrößte Stadt von Baden-Württemberg. Sie liegt am rechten Rheinufer am Zusammenfluss von Neckar und Rhein. Nur der Rhein trennt sie von der rheinland-pfälzischen Schwesterstadt Ludwigshafen (164 000 EW). Heute ist sie eine bedeutende Handels-und Industriestadt. Die Hafenanlagen gehören zu den größten im europäischen Binnenland. Zahlreiche Bildungsstätten (Universität, Hochschulen für bild. Kunst und Musik) sind in der Stadt beheimatet.
1782 ging Mannheim mit der Uraufführung von Friedrich Schillers Drama „Die Räuber“ in die Theatergeschichte ein. Eine Reihe bedeutender Erfindungen kamen aus Mannheim. Im Klimakatastrophenjahr 1816/17 mit dem Pferdesterben und Hungersnot erfand Karl Dreis das Zweirad. Damit hat der mechanisierte Individualverkehr und ca. 80 Jahre später der motorisierte Verkehr begonnen. 1865 wird die Badische Anilin-und Soda-Fabrik (BASF) von Friedrich Engelhorn gegründet, welche später teilweise nach Ludwigshafen verlegt wurde und bis heute sich zum weltweit größten Chemieunternehmen entwickelt hatte. 1886 bekam Carl Benz für sein mit Gasmotor angetriebenes Velozipe (Automobil) das Patent. Nach dem Ersten Weltkrieg kam der erste Schweröltraktor „Bulldog“ der Heinrich Lanz AG auf den Markt. Auch der Dieselmotor wurde hier zum Fahrzeugmotor weiterentwickelt. Der Mannheimer Julius Hatry konstruierte 1929 das erste Raketenflugzeug der Welt.
Historisch gesehen entwickelte sich die Stadt eher spät aus einem ursprünglichen Fischerdorf am Rhein. Ende des 16. Jhts. wohnten lediglich 700 Menschen dort. 1606 ließ Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz seine Festung Friedrichsburg am Stadtrand errichten und die Straßen der mit ihr verbundenen Stadt gitterförmig anordnen. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt komplett zerstört, Seuchen und Hungersnöte entvölkerten die Stadt weiter. Der folgende Aufschwung wurde durch den Pfälzischen Erbfolgekrieg wieder gedämpft, als sie durch französische Truppen besetzt und geplündert wurde.
Eine Glanzzeit erlebte die Stadt ab 1720, als der Kurfürst Carl Philipp von Heidelberg nach Mannheim übersiedelte und Mannheim zur Residenzstadt der Kurpfalz wurde. Das prachtvolle Schloss wurde gebaut und zusammen mit der Jesuitenkirche 1760 fertiggestellt. Handel, Kunst, Musik und Wissenschaft blühte, Goethe, Schiller, Lessing, Voltaire, Mozart weilten dort. 1778 verlegte Kurfürst Carl Theodor seine Residenz nach München, da er auch die Kurfürstenwürde Bayerns erbte. Im Zuge dieser Erbfolge verlangte stellte auch Kaiser Josef II. Ansprüche, wodurch dann Bayern das Innviertel an Österreich abtreten musste. Glücklich war weder der Kurfürst mit den Bayern noch diese mit ihm.
1795 besetzten die Franzosen die Stadt, sie wurde dann aber von österr. Truppen zurückerobert. Nach den Napoleonischen Kriegen kommt Mannheim zum Fürstentum Baden und verliert als Grenzstadt an kultureller Bedeutung, sie wird zur Industriestadt. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie durch alliierte Luftangriffe praktisch völlig zerstört und 1945 von US-Truppen besetzt. Mühsam wurde in der Folge die Stadt wieder aufgebaut.
Bei meinem Besuch in Mannheim besuchte ich vordringlich die Jesuitenkirche und das Schloss. Die Jesuitenkirche St. Ignatius und Franz Xaver ist eine kathol. Kirche in der Innenstadt im Quadrat A4. Die zwischen 1733-1760 erbaute Kirche wird von vielen für die bedeutendste Barockkirche Südwestdeutschlands gehalten. Kurfürst Carl Philipp übernahm die Kosten für den Kirchenbau aus seinem Privatvermögen. Nach seinem Tod 1742 setzte der neue Kurfürst Carl Theodor den Sparstift an und der Weiterbau wurde vorübergehend eingestellt. Geplant wurde sie von Bibiena, einem ital. Architekten, ausgeführt haben sie mehrere Baumeister. An den Fresken im Inneren und am Hochaltar und den sechs Seitenaltären arbeiteten namhafte Künstler. Nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 durch Papst Clemens XIV. wurde sie offizielle Hofkirche, dann Mannheimer Stadtpfarrkirche. Von alliierten Bomben im Zweiten Weltkrieg schwer getroffen, wurde sie nach dem Krieg im historischen Stil wieder aufgebaut und erstrahlt geradezu nun nach einer letzten Renovierung, die 2004 abgeschlossen wurde. Erst anhand eines guten Kirchenführes gelingt es, die vielen Details im Inneren oder an der Außenfassade zu entdecken. Die Kirche ist es wirklich wert, besucht zu werden.



Wenige Meter weiter und nach Überqueren der Bismarckstrasse steht man vor der kurpfälzischen Residenz, erbaut zwischen 1720-1760. Sie ist eine der größten spätbarocken Schlossanlagen Deutschlands, nach Verseilles bei Paris der größte Barockschlosskomplex in Europa. Das Schloss gliedert sich in mehrere dreistöckige Flügel, unterbrochen durch 4 stöckige Pavillons. Eine umbaute Fläche von 6 ha und eine Länge von 450 m zeugen von seiner Größe. Es war Sitz der Kurfürsten von der Pfalz von 1720-1777. Den Grundstein legte Carl Philipp. 1777 verlegte Carl Theodor die Residenz nach München, wo er 1799 starb. Ab 1802 kommt es in den Besitz der Fürsten von Baden, ab 1818-1860 war es der Witwensitz der Stephanie von Baden, die einiges im Inneren entsprechend dem Empire Stil veränderte. Im Zweiten Weltkrieg wurde es beinahe komplett zerstört und es gab ernsthafte Überlegungen, ein „Gemeinschaftshaus für Werktätige“ daraus zu machen. Letztlich wurde aber doch mit dem Wiederaufbau begonnen und erst in den letzten Jahren wurde das Mansarddach originaltreu wiederhergestellt und die Fassaden erhielten eine dunkelrote Gliederung mit gelben Wandflächen.

Heute sind die Prunkräume für Besucher öffentlich zugänglich. Etliche wurden originalgetreu wieder hergestellt, sowie Deckenfresken nach alten Fotos nachgemalt. Im Erdgeschoss ist ein Schlossmuseum eingerichtet, der Ehrenhof wird für Großveranstaltungen genützt. Ein Großteil beherbergt die Universitätsverwaltung, aber auch Vorlesungs-u. Seminarräume. Noch ein Kuriosum: in den 1950-iger Jahren soll im Schloss der CIA Foltermethoden an Gefangenen erprobt haben.
Ganz besonders wertvoll für mich als Besucher erwies sich ein sehr bedienungsfreundlicher Audioguide, der mich durch die Zimmerfluchten lotste und dem ich gespannt mehrere Stunden zuhörte. Vieles hätte Mannheim noch zu bieten, eines ist aber wohl einzigartig: Die Innere Stadt wurde im 17.u. 18. Jht. wie ein Schachbrett angelegt mit 144 Rechtecken entsprechend einem Häuserblock, wobei die Strassen keine Namen haben, sondern jeder Häuserblock mit einem Buchstaben und einer Zahl bezeichnet wird.
Für mich war es ein lohnender Tag und Mannheim bleibt mir in guter Erinnerung!
Quellen: Baedeker, Reiseführer Deutschland, http://de.wikipedia.org/wiki/Mannheim, http://www.jesuitenkirche.de/jesuitenkirche/index.cfmhttp://de.wikipedia.org/wiki/Jesuitenkirche_(Mannheim), http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Mannheim
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