Am 16. Juni führte uns eine Radtour von Baumgartenberg zu den Ortschaften Kirchstetten und Hart, wo wir dann zu der (heute regulierten) Naarn kamen und flussaufwärts bis Perg fuhren. Weiter auf dem R 29 radelten wir südlich an Perg vorbei, überquerten die B3 und fuhren in südlicher Richtung über Wimm, Pratztrum nach Neuhof, wo wir dann im GH. Redl (Wirt z Neuhof) Mittags-rast machten. Dort hatten sich bereits an die 200 SeniorInnen eingefunden, die auch wie wir ein der Bezirksradsternfahrt teilgenommen hatten. Frisch gestärkt radelten wir anschließend wieder durch die einstige Perger Au zurück nach Baumgartenberg , zum Ausgangspunkt unserer Tour und unseren abgestellten PKWs.
Wir fuhren also mit den Rädern durch die Perger Au, eine einst sumpfige Landschaft südöstlich von Perg entlang des Naarnflusses und seiner Zuflüsse zwischen Perg und Mitterkirchen. 1431 wurde die Perger Au bereits erstmalig urkundlich erwähnt. Das ca. 1 600 Hektar große Gebiet war ursprünglich Weideland. Mit dem Einbau von Wehren bei den Mühlen zur besseren Ausnützung der Wasserkraft kam es zum Rückstau und um ca. 1560 kam es zur Versumpfung der Perger Au. Die Naarn fließt in der Ebene mit sehr wenig Gefälle. Schneeschmelzen oder starke Regenfälle im Hinterland führten zu wiederholten Überflutungen und das Wasser musste erst verdunsten, so wurden die Wiesen sauer und die Ernteerträge gemindert. Die Chronik berichtet, dass früher die Kornmandeln auf Brücken gestellt wurden, um sie vor Nässe und Hochwasser zu schützen. Seit 1118 gibt es Aufzeichnungen über Überschwemmungsjahre.
Naarnregulierung im 18.Jahrhundert: 1769 war die Situation der PergerAu besonders schlecht,sodass der Landeshauptmann bei der Kaiserin Maria Theresia vorsprach. 1776 wurde die Entsumpfung durchgeführt, dabei wurden 2 Kanäle von böhmischen Teichgräbern , Taglöhnern und Zimmerleuten angelegt und innerhalb eines Jahres fertiggestellt! Der größere eigentliche Naarnkanal führte von Perg nach Mitterkirchen mit einer Länge von über 4 km. Der kleinere , Maria Theresien Kanal genannt führte nach Baumgartenberg und war ca 7,5 km lang. Das Bauwerk war aber nur kurz wirksam, da die Kanäle nicht wirksam nach den jährlichen Scheiterschwemmen geräumt wurden und die Stauanlagen der Mühlen zu hoch waren. Die Perger Au versumpfte abermals und die Aufzeichnungen berichten wieder über die häufigen Überschwemmungen.
Naarnregulierung im 20. Jahrhundert: 1926 gab es wieder einen Plan, der aber bei der damaligen schlechten Wirtschaftslage nicht ausgeführt wurde. Erst 1938 begannen einheimische Arbeitskräfte im Rahmen des Arbeitsdienstes mit dem Neubau, der aber 1942 wieder eingestellt wurde. Fast 200 Jahre nach der ersten Regulierung der Naarn erfolgte von 1968-1972 die bisher letzte. Die Naarn wurde von Perg flussabwärts bis zum Hüttinger Arm der Donau (10,5 km) einschließlich der Nebenbäche reguliert. der Grundwasserspiegel wurde um 1,4 m abgesenkt und damit große Flächen entsumpft. Die Geschiebemengen aus dem Flussbett dienten als Damm an beiden Ufern und schützen so vor Überschwemmungen bei Hochwasser. Die Kosten wurden mir 64 Mill.Schilling veranschlagt und von Bund, Land und Interessenten aufgebracht.
Heute hat man keineswegs den Eindruck einer Au, sondern man fährt entlang von üppigen Getreide- oder Maisfeldern, dazwischen Zuckerrüben und Gemüsefelder, also insgesamt ist es heute intensiv genütztes Agrargebiet und nebenbei ein wunderbares Gebiet zum Radfahren, Walken oder Reiten. Durch die zahlreichen Wege und Straßen hält sich der Verkehr in Grenzen.Das Gebiet wird somit auch als Naherholungsgebiet von den Pergern und Bewohnern der umliegenden Gemeinden gerne genützt. Moderne Flussregulierung hat auch positive Seiten!
Quellen: aus Wikipedia, Georg Grüll: Die Naarnregulierung und Trockenlegung der Pergerau, in: Mitteilungen des oö Landesarchivs, Linz 1961
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