„Oberösterreich stellt Weichen für ein Bettelverbot“ unter dieser Überschrift machte die OÖVP eine Aussendung vor einigen Tagen. Im Nachsatz wird darauf hingewiesen, dass aggressives und organisiertes Betteln und Betteln mit Kindern verboten wird. In OÖ wird mit ÖVP und FPÖ das Gesetz beschlossen . In der Steiermark steht es ebenfalls vor der Beschließung durch SPÖ und ÖVP. Eine Demo dagegen fand am 12. 2. in Graz statt.
Ursachen für Betteln gibt es viele: meist ist es Armut, Arbeitslosigkeit, Alter, Unfälle, Faulheit usw. Bettler gibt es rund um den Erdball, am häufigsten in wirtschaftlich schwachen Ländern. Manchmal kann das Leben als Bettler auch selbst gewählt sein und hat auch eine eigene Würde wie bei den Einsiedlern und Bettelorden. Die Geschichte der Bettelei ist, glaube ich, so alt wie die Menschheit, jedenfalls finden sich Berichte in den Schriften der Griechen und Römer,auch in den Schriften der Bibel, wo die Bettler zumeist günstiger aussteigen als die Reichen und Almosenverweigerer. Das Beispiel vom armen Lazarus aus dem Kap. 16 des Lukasevangelium ist uns allen aus den ersten Religionsunterrichtsstunden bekannt.
Während des gesamten Mittelalters bis in die Neuzeit und Gegenwart gab es in Europa immer wieder Bettelverbote, zumeist mit wenig Erfolg. Andererseits gab es auch immer ein “ Recht auf Mildtätigkeit“ bei armen,hilflosen oder gebrechlichen Personen, die bekamen dann eine behördl. ausgestellte Erlaubnis (Bettelbrief) zu betteln. Interessant und vielleicht auch irgendwie nachahmenswert finde ich die Verordnung der Stadt Zürich von 1520: Nach einer Bedürftigkeitsprüfung bekamen die Bettler eine regelmäßige Armenausspeisung, vorausgesetzt, sie betteln nicht mehr öffentlich, wurden sie dabei erwischt, wurde ihnen die Verköstigung 1Woche ausgesetzt. Hitlerdeutschland erließ 1933 eine Verordnung zur Unterdrückung des Bettelunwesens, was zur Folge hatte, dass Armut und Bedürftigkeit mehr und mehr kriminalisiert wurden. Wohin führt der Weg heute? Aus religiöser Sicht ist die Unterstützung von Armen und Kranken ein Werk der Barmherzigkeit. Ein generelles Bettelverbot ist als unsozial abzulehnen. Es ist auch höchst unethisch für einen Menschen an einem betteldem Menschen ( und das ist er noch allemal) ohne Notiz oder gewisse innere Anteilnahme vorüberzugehen. Das bisschen gegebene Wechselgeld macht keinen wirklich ärmer, aber humaner.
Und noch ein Punkt ist mehr als wichtig: wie sollen Kinder und Enkelkinder von uns Erwachsenen einen korrekten Umgang mit Mitmenschen jeder Art lernen, wenn sie nur eher feindseliges Verhalten gegenüber einer bestimmten Menschengruppe beobachten können. Kinder beobachten sehr scharf und urteilen spontan, was ich erst kürzlich beim Spaziergang mit der Enkeltochter feststellen konnte.
In den Medien wird gelegentlich, von einer „Bettel-Mafia“ aus dem Osten gesprochen, die Kinder und geistig Behinderte auf Betteltour schickt. Dies ist sehr schlimm, genaue statistische Zahlen habe ich leider noch nirgends gelesen, sodass ich glaube, die überwiegende Mehrheit unserer Bettler tut dies doch aus echter Not und Armut, vielleicht wollen das einige nur nicht wahrhaben. Wir haben in unserem Land eine „Armee“ von Psychologen und Sozialarbeiter, diese sollten vorerst wissenschaftlich das Problem bearbeiten und in der Folge den Politikern Lösungen vorschlagen, bevor diese die sichtbare Armut per Verordnung von unseren öffentl. Plätzen vertreiben. Es könnte ja sein, dass genau diese Betteljungen, die wir jetzt durch unser arrogantes Verhalten verjagen, in spätestens 10 Jahren wiederkommen und sich dann mit Gewalt das holen, was wir ihnen heute aus Arroganz verwehren.
Ich persönlich habe noch nie sowohl im Inland als auch im Ausland ein echtes Problem mit einem Bettler gehabt und der eine oder andere Obolus hat mich nicht ärmer gemacht aber sicher etwas menschlicher. Mir sind Bettler auf einem öffentl. Platz sitzend vor mir allemal lieber als dass sie mich in einer Seitengasse bestehlen, niederschlagen oder ausrauben.
Unsere OÖ. Landtagsabgeordneten werden halt über das Gesetz abgestimmen nicht nach dem Herz sondern nach den Farben.
Und zum Schluss noch etwas nicht ganz ernst Gemeintes: Alle paar Jahre sind auch unsere Politiker auf öffentl. Straßen und Plätzen als sogenannte „Wählerstimmen-Bettler“ zu finden. Sie sollten sich doch nicht selbst per Gesetz dies verbieten, meint DocBruni.
Quellen: derStandard.at, die presse com, www.faz.net, die Bibel, de.wikipedia.org
Ich bin auch für das Bettelverbot, ich glaube daß betteln in unserem Land nicht notwendig ist, und es ist auch störend für ein Stadtbild.
Es gibt in fast jeder größeren Stadt soziale Einrichtungen wie ( Carla Laden, Somamärkte oder diverse Flohmärkte) wo man gute, gebrauchte, oder auch fast neue Ware ganz günstig kaufen kann. im Somaladen bekommen Leute mit geringen Einkommen und entsprechenden Ausweis auch ein Mittagessen.
Was die Menschlichkeit betrifft, glaube ich, daß es viele Spendenaktionen gibt, wo man die in Armut lebenden oder in Notgeratenden Mitmenschen bzw. Menschen mit Behinderungen mit Geldspenden unterstützen kann und auch tun sollte.
Kinder als Bettler einzusetzen finde ich ganz schlimm!
Aber, das ist halt meine Meinung.