Besuch des Bergsteigerfriedhofes in Johnsbach (29.06.10)

Nach dem Stop beim Weidendom fuhr uns der Bus ins Johnsbachtal nach Johnsbach, wo ein Besuch der Pfarrkirche und des herum angelegten Friedhofs, besser bekannt als „Bergsteigerfriedhof“ geplant war. Das 200 Seelen-Dorf Johnsbach hatte seinen Friedhof um die Kirche herum angelegt. 1885 trug man auf Stangen die ersten Touristenopfer der Gesäuseberge herunter und begrub sie zwischen den Johnsbacher Bauern. Vorher waren es Johnsbacher, die bei ihrer Arbeit als Holzfäller, Jäger oder Sennerinnen in den Bergen verunglückten. Die erste Nennung eines Bergtoten stammt aus dem Jahre 1810.

  Mit der Entdeckung des Gesäuses als hochalpines Touristenparadies für bergbegeisterte Wiener bekam der Friedhof eine zusätzliche Aufgabe. Es wurden hier tötlich verunglückte Bergsteiger begraben. Der nördl. und östl. Teil des Friedhofes war eher den Bergtoten vorbehalten. Mit dem Ende des 2. Weltkrieges lagen 70 Bergtote dort begraben, ab den 50-iger Jahren werden die Toten immer häufiger in ihre Heimatorte überführt. Vor 15 Jahren wurde das letzte Opfer der Berge hier begraben. Erfreulicherweise nahmen die Totbergungen im Gesäuse kontinuierlich ab. In den Zwanzigerjahren kam auf jeden Einsatz ein Toter, in den letzten zehn Jahren wurden bei 310 Einsätzen 280 Personen lebend und 27 tot geborgen.

Auch ein junger Bad Kreuzner kam in den Sechziger Jahren dort ums Leben und liegt auf dem Friedhof begraben (wir konnten seinen Namen auf einer Liste dort finden allerdings nicht mehr sein Grab). Man wird doch innerlich ganz seltsam bewegt, wenn man durch die Gräberreihen geht und die manchmal ganz eigenwillig gestalteten Grabsteine mit den Inschriften der meist in jungen Jahren Verstorbenen betrachtet. Vor über 40 Jahren habe ich diesen Friedhof bereits einmal nach einigen Bergtouren im Gesäuse besucht, damals waren die Eindrücke und Gefühle, soweit ich mich erinnere, ganz andere.

Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach ist nicht der einzige in Österreich, aber der größte. Es liegen hier 83 Touristen begraben, 49 Gräber sind noch erhalten. Weitere solcher Friedhöfe finden sich in Heiligenblut am Großglockner, in Pontresina am Fuße der Bernina, in Zermatt am Fuße des Matterhorns, in Sulden am Ortler und in Chamonix am Mont Blanc. (Quelle: Der Bergsteigerfriedhof in Johnsbach, Josef Hasitschka)

Natürlich konnte ich auch die Kirche besuchen, in ihrem äußeren Erscheinungsbild ist es ein schlichtes frühbarockes Gotteshaus aus der Zeit um 1665. Im Presbyterium ist noch der gotische Vorgängerbau aus dem 14. Jht. zu erahnen. Die Kirche ist dem Hl. Ägidius geweiht. Es ist einer der „vierzehn Nothelfer“ und wird im bäuerlichen und handwerklichen Bereich verehrt. Als Viehpatron und Fürsprecher bei Krankheit und Unfruchtbarkeit stand er bei der ländlichen Bevölkerung in hohem Ansehen.

Ein ganz interessantes Detail habe ich der Broschüre vom Pfarrprovisor P.Gebhart Grünfelder entnommen, wonach das Gotteshaus in den Sechzigerjahren  seiner früheren barocken Ausstattung komplett beraubt  und dann doch zu einfach und modern eingerichtet wurde. In den letzten Jahren wurde (offensichtlich nach einem Pfarrerwechsel) ein Teil der alten kostbaren Einrichtung wieder ins Gotteshaus zurückgeführt. Ich finde, es ist gut gelungen und die Kirche erstrahlt in bestem Glanz. Dem Verantwortlichen ist zu gratulieren.

Mit vielen neuen Eindrücken von der Kultur und der wunderschönen umgebenden Natur bestiegen wir wieder den Bus und fuhren weiter über die Kaiserau zur Oberst Klinke Hütte.