Ausflug ins Münstertal – Müstair (Schweiz)

 

Am 2. Tag (17.07) unserer Südtirolreise besuchen wir am Vormittag die Klosterkirche St. Johann im Münstertal  (Val Müstair) einige km nach der ital.-schweizerischen Grenze gelegen (im Schweizer Kanton Graubünden). Das Benediktinerinnenkloster St. Johann ist eine sehr gut erhaltene mittelalterliche Klosteranlage aus der Karolingerzeit. Es ist kulturhistorisch so bedeutsam, dass es von der UNESCO 1983 in die Liste Weltkulturerbe aufgenommen wurde.

Am Engang zum Friedhof befindet sich die Kreuzkapelle, die Kleeblattform ist im 8. Jht. entstanden, auffällig die rund bogenartigen Blendnischen. Aus den tragenden Bodenbalken des Obergeschoßes wurden Jahresbestimmungen durchgeführt, die das Alter der Balken beweisen, sie wurden 775 gefällt.

Kurze Geschichte des Klosters

Die Klostergründung geht auf Karl dem Großen (reg. 768-814) zurück. Bereits ein Jahr nach der Eroberung der Lombardei und Krönung des Frankenherrschers zum König der Langobarden sind die gefällten Bäume datiert. das Kloster wurde einerseits aus strategischen Gründen gegründet zur Stützung des Reiches, anderseits sollte es auch ein Glaubenszentrum zur Festigung des Glaubens der einheimischen Bevölkerung sein und es sollte auch ein Zentrum für Kunst und Kultur sein,zudem hatte es die Aufgabe, Passreisenden Herberge zu bieten. Es diente nicht zuletzt dem Bischof von Chur als Zweitresidenz südl. der Alpen und als Verwaltungszentrum seiner weltl. Macht. Nach einer dynamischen Anfangszeit (um 850 gab es dort 45 Mönche) nahm die Anzahl der Mönche stetig ab und um 1150 war die Mönchsgemeinschaft von Müstair verschwunden, wahrscheinlich zugunsten des neugegründeten Klosters Marienberg im Vinschgau.

Seither wird Müstair von Benediktinerinnen bewohnt. 1499 haben Besatzungstruppen des österreichischen Königs Maximilian I. das Kloster niedergebrannt. Tatkräftige Äbtissinnen (Angelina Planta reg. 1478-1509 und Barbara von Castelmur reg . 1510-1533) bauten das Kloster wieder auf. Auseinandersetzungen gab es in der Reformation (1528). Im Gegensatz zu den anderen Orten im Münstertal blieben Müstair und Taufers katholisch. 1799 wd. des zweiten Koalitionskrieges wird das Kloster von den Franzosen besetzt und geplündert. 1810 entging die Abtei der Aufhebung, wurde aber zu einem Priorat degradiert, die Leitung hat heute das Kloster Disentis.

Wiederentdeckung und Restaurierung

1906 publizierten zwei junge Kunsthistoriker eine Monographie über das Kloster und weckten das Interesse von Fachleuten für Müstair, speziell für die karolingischen Wandmalereien in der Kirche. 1908 wurden die Übermalungen (spätere Fresken) abgetragen und nach Zürich übertragen. Zwischen 1947 und 1951 wird durch einen Restaurator und mit Hilfe der Klosterfrauen der ganze Wandmalereizyklus in der Klosterkirche freigelegt. Seit 1969 wird dauernd restauriert. Auch bei unserem Besuch waren Teile eingerüstet und die Heiligkreuzkapelle konnten wir nicht besuchen.

Vom karolingischen Kloster (775) steht heute nur mehr die Heiligkreuzkapelle und die Klosterkirche. Die Kirche war ursprünglich ein hoher ungeteilter Saal mit flacher Decke. Heute sieht man ein spätgotisches Netzrippengewölbe aus 1492 (ca. ein Meter unterhalb der ursprünglichen Flachdecke eingezogen) verziert mit den Wappen des Reiches. Die Kirche besteht aus einem Raum, an der Stirnfront 3 Apsiden (Altarräume). Die gesamten Innenwände sind mit den weltberühmten Fresken  aus der Karolingerzeit ausgemalt in Form eines Bilderzyklus mit Darstellungen aus dem alten und neuem Testament und der frühen Kirchengeschichte. Datiert werden die Wandmalereien in die erste Hälfte des 9. Jht. Viele der Bilder sind nicht mehr vorhanden, die ursprünglichen Fresken wurden mehrmals übermalt (um 1200, im 15.Jht., 1878). Durch Umbauten gingen ebenfalls etliche der karolingischen Fresken verloren, andere dafür sind sehr farbenprächtig. Es ist eine Meisterleistung der Restauratoren gewesen! In der Mittelapsis z. B. ist das Martyrium Johannes des Täufers dargestellt (romanisches Fresko). In der Nordwand später eingesetzt, findet sich ein roman. Hochrelief aus dem 10.Jht. mit der Darstellung der Taufe Christi. Zwischen der Mittel-u. Südapsis steht unter einem hohen Baldachin die Stuckfigur Karls des Großen, datiert vom 9.Jht. bis nach 1165, dem Jahr der Heiligsprechung Karls.

Es kommt schon eine Ergriffenheit auf, wenn man in einer Kirche steht, die 1200 Jahre alt ist. Spontan hat unsere Gruppe angefangen, einige Lieder zu singen. Zusammen mit der wunderbaren Akustik und inmitten eines uralten, ehrwürdigen Raumes waren wir alle innerlich bewegt und konnten gleichsam Gemeinschaft spüren.

Es gäbe noch vieles zu sehen in dem altehrwürdigen Kloster wie Turm, Refektorium, Konventstube, verschiedene Kapellen usw. Aus Zeitgründen wartete der Bus aber schon vor dem Eingang. Für mich persönlich war dieser Besuch zweifelsohne das „Highligth“ der ganzen Reise.

Müstair
Plantaturm
Apsis

Mittelapsis
li Apsis
Stuckfigur Karl d. Große
Taufe Christi

Decke, Netzrippengewölbe