Unter obigem Titel brachte die Bezirksrundschau Perg in ihrer Ausgabe vom 12. Jänner 2012 einen ganzseitigen Bericht über eine oberflächlich betrachtet unwichtige Begebenheit, die mich als Zugehöriger der Kirche bei längerem Nachdenken schon gewaltig sauer aufstoßen läßt.
Was war geschehen? Laut Bericht der Regionalzeitung ist in einer Nachbarpfarre die Leiterin der Pfarrbücherei im Frühjahr 2011 aus der Kirche ausgetreten. Sie hat von sich aus die Leitung zurückgelegt und wollte nur ehrenamtlich weiter mitarbeiten. Dies wurde ihr vom Ortsgeistlichen nicht erlaubt. Wie ich aus dem Zeitungsartikel und aus Leserzuschriften der folgenden Ausgabe entnehme, ist die Bücherei bis jetzt noch immer geschlossen, da sich offensichtlich niemand findet, diese Aufgabe zu übernehmen. Nun, irgendwann wird schon irgendwer die Pfarrbücherei versorgen.
Was ich aber wirklich nicht verstehen kann, mit welchen Argumenten muß ein Ortspfarrer die junge Frau gleich aus der Bücherei hinauswerfen. Als Schutzbehauptung gab er die Rechtsabteilung der Diözese an. Die Zeitung hat auch diesbezüglich recherchiert . Dortige Auskunft: es gibt Regeln für Hauptamtliche, nicht für Ehrenamtliche, das sei Sache der Pfarre. Es drängen sich mir schon einige grundsätzliche Fragen dazu auf: da arbeitet ein junger Mensch in einer kirchl. Einrichtung und hat offensichtlich ein Problem mit der Institution Kirche, sodass er den Austritt erwägt. Ohne den Austrittsgrund zu kennen nehme ich nicht an, dass es die Höhe des Kirchenbeitrags war—junge Leute verlassen die Kirche nicht wegen der Höhe des Beitrags und wenn dem so wäre, müssten die Kirchenoberen so rasch als möglich die Gebührenordnung ändern, um weiteren Austritten vorzubeugen. Was immer auch der Grund des Austritts ist, den Vorwurf an den Pfarrer, sich im Vorfeld nicht gebührend seelsorgerisch gekümmert zu haben , muss man schon erheben, denn in der Regel ist ein solcher Schritt keine Akutreaktion sondern lange wohlüberlegt. Ich glaube bei einem wirklich guten und respektvollen Gespräch mit dem Geistlichen (wozu haben die denn sonst solange Psychologie, Philosophie und Theologie studiert) wäre der Weggang von der Kirche oft zu verhindern. Dies hat höchste Priorität und „Zeitmangel“ ist hier nur faule Ausrede! Für einen wirklichen Kapitalfehler halte ich aber dann das Ende der Story, wo dann noch die Person aus der angebotenen ehrenamtlichen Tätigkeit hinausgeschmissen und die Tür, so scheint es, endgültig zugemacht wurde, anstatt über diesen Weg in Kontakt zu bleiben und vielleicht (nach Änderung von Umständen) einen Weg wieder zurück zufinden.
Krisenmanagement anstatt Kanzelsprüche wäre angezeigt, meint docbruni.